Monat: Januar 2009

  • DLC-Container

    Zur Abwechslung mal wieder etwas aus der Praxis. Heute geht es um die mittlerweile verbreiteten DLC-Container. Für die Leute, die damit nichts anfangen können, zunächst eine Zusammenfassung.

    Dieses System wurde entwickelt, um Links zu verschlüsseln bzw zu verdecken. Die Benutzer sollen fähig sein, Daten von Servern herunter zu laden, ohne sehen zu können wo diese nun genau liegen. Also eine Containerdatei die Text (Linklisten) enthält, aber nicht von dem Benutzer – zumindest nicht auf einfache Art und Weise – eingesehen werden soll. Der Sinn bzw. Zeck kann von jedem selbst nachgeforscht werden.

    Etwas nicht sehen dürfen? Also eine Verschlüsselung. Die Frage ist allerdings, wie hält man etwas vor dem Benutzer geheim, welcher den Inhalt allerdings selbst benötigt. Kurz gesagt: das geht natürlich in der elektronischen Welt nicht. Es ist z.B. durch einen modifizierten Proxy oder das Mitschneiden des Netzwerkverkehrs trotzdem möglich die Links zu erhalten. Die Frage, die allerdings nun hier beantwortet werden soll: „ergibt das Ganze dann noch Sinn?“. Und die Antwort darauf ist erstaunlicherweise: Ja.

    Zunächst wollen wir uns Schritt für Schritt dem System nähern. An dieser Stelle muss ich sagen, das obwohl dieses eigentlich Open Source und „Dokumentiert“ ist, es keine wirklich brauchbaren Informationen darüber gibt wie es umgesetzt wurde. Wahrscheinlich um zu verhindern das jemand Schwachstellen findet, wie es bei ähnlichen Systemen geschehen ist. So musste ich ziemlich alles selbst erarbeiten, allerdings denke ich, das meine Argumentation schlüssig ist.

    Zuerst war das Wort.. oder die Datei. In diesem Fall der DLC-Container, welchen ich über ein Webinterface der Herstellerseite erstellt habe. Im Cryptool betrachte ich den Inhalt:

    dlcbase641

    Nun, dies ist offensichtlich kodiert. Ja – kodiert und nein, das ist (bisher) keine Verschlüsselung. Es handelt sich um die Base64 Kodierung, welche häufig in Protokollen oder beim Übertragen chiffrierter Daten verwendet wird. Informationen darüber finden sich an jeder Ecke; an dieser Stelle genügt es zu sagen, das wir diese verlustfrei dekodieren können:

    dlcclear1

    Auf den ersten Blick sieht es tatsächlich so aus, als ob es uns nichts Neues gebracht hätte.  Dann betrachten wir das Ende dieser Datei etwas genauer:

    dlcclearend

    Was ist hier zu sehen? Zunächst unlesbarer Text bei welchem es sich offensichtlich um verschlüsselten Inhalt handelt, dann ein Nullbyte (0000 0000), und dann, sehr unerwartet, erneut ein Base64. Dieser kann nun erneut dekodiert werden, wobei sich daraus (ähnlich wie oben) lediglich unlesbarer Inhalt ergibt.

    Was ist das alles nun? Naja, im oberen Teil befinden sich offensichtlich die Hauptinformationen. Wie eine Signatur liegt dort nun eingebettet eine Zeichenkette, die Besonders zu sein scheint. Nun ist die Frage was man damit machen kann. Zuerst war die Vermutung das es sich dabei um ein asymmetrisch verschlüsseltes Passwort handelt. Allerdings müssten dann die Informationen zum dechiffrieren hartkodiert im Quelltext vorliegen womit das System (insbesondere bei einer Java Anwendung) sehr schnell geknackt wäre.

    Nach längerem überlegen kam ich zu dem Entschluss, das es also nur 2 Möglichkeiten gibt: die Sache ist einfach nur sehr oberflächlich und daher „simpel“, oder wirklich clever. Vorweg, ich musste erfahren das letzteres zutrifft.

    Um diesem Problem nun gegenüber zu treten, habe ich den verursachten Traffic der Anwendung mitgeschnitten: also mir angeschaut was das Programm von meinem Computer aus ins Internet sendet. Und siehe da, dort war die Lösung. Und zwar gibt es beim Verarbeiten der DLC-Datei einen Datenaustausch zwischen einem Server und der Anwendung. Zuerst schickt das Programm eine Anfrage an den Server, welcher wiederrum antwortet. Und was dort uA gesendet wird ist hier zu sehen:

    etherreal

    Erneut wird im Base64 eine Zeichenkette über den Äther geschickt. An dieser Stelle war ich der Verzweiflung nahe, da es sich hierbei erneut um einen String handelt, den ich vorher noch nicht gesehen hatte. Wieder stand ich vor einem Problem, dessen Lösung allerdings recht einfach war:

    mitschnittbase641

    Und zwar ist das die Base64 Zeichenkette aus der DLC-Datei, erneut in einen Base64 eingepackt. Dies ergibt eigentlich keinen Sinn und scheint eher ein „Fehler“ zu sein bzw. Faulheit der Programmierer. Egal, es ist nun nachgewiesen das diese „besondere“ Signatur zum Server gesendet wird. Nach dieser Anfrage, antwortet der Server mit einer Base64 Zeichenkette (FVZ+8D1u+4Tey+5pSkwNP+SgUTaGXGlRt8kMywjdEkM=), die ich schonmal für uns im Cryptool ausgepackt habe:

    passwort

    Damit ist der Beweis erbracht. In der Datei ist eine Zeichkette enthalten, die nur vom Server entschlüsselt werden kann und das Passwort enthält, mit welchem die Datei vom Programm nutzbar gemacht werden kann. Wieso? Nunja, wir betrachten das letzte Bild, also die Antwort vom Server nach unserer Anfrage. Es handelt sich dabei um ganz exakt 256 Bit. Die typische Länge für z.B. einen AES256. Es kann an dieser Stelle kein asymmetrischen Verfahren verwendet worden sein, da dieses niemals unter 1024 Bit lang wäre. Es ist also sehr wahrscheinlich das hier der Schlüssel dirkt oder zumindest teilweise enthalten ist.

    Nach dem was hier zu sehen war, funktioniert das System meiner Meinung nach so: möchte der Benutzer eine DLC-Datei auswerten, läd er diese in das entsprechende Programm. Da der Inhalt verschlüsselt ist, kann die Anwendung damit zunächst nichts anfangen. Innerhalb der Datei befindet sich allerdings das (verschlüsselte) Passwort zum entschlüsseln der Daten, welches jedoch nur vom Betreiber entschlüsselt werden kann. Die Applikation sendet also dieses verschlüsselte Passwort zum DLC-Server, welches die entschlüsselte Version zurückliefert. Damit kann der Inhalt dechiffriert werden kann. Nochmal zusammengefasst:

    1. das Öffnen der DLC-Datei mit dem Programm,
    2. die Anwendung sendet das verschlüsselte Passwort zum Server des Betreibers,
    3. der Betreiber dechiffriert dieses und sendet das entschlüsselte Passwort zurück,
    4. mit diesem Passwort kann der Inhalt dechiffriert werden und die Links „liegen offen“.

    Wofür das Ganze? Der Betreiber kann auf diese Art und Weise kontrollieren, wer (von welcher IP-Adresse) wie häufig eine Datei entschlüsseln möchte. Der Sinn ist zu verhindern, das jemand große Mengen dieser Container entschlüsselt und damit die Links alle freilegt. Ohne Zusammenarbeit mit dem Server ist das entschlüsseln dieser Dateien bzw.der dort enthaltenen Links nicht möglich.

    Insgesamt halte ich dieses System für ganz gelungen. Unter Umständen werde ich in einem separaten Eintrag noch einige Anmerkungen dazu machen.

  • Kaskadierung

    Als Kaskadierung wird das Hintereinanderschalten mehrerer Systeme, in diesem Fall Kryptoalgorithmen, bezeichnet. Ein Beispiel:

    AES(3DES(Blowfish(„Hallo“,key1),key2),key3)

    Wobei key1 != key2 != key3 ist. Der erste Parameter ist der zu verschlüsselnde Text, der zweite der Schlüssel.

    Das bemerkenswerte an diesem Beispiel ist, das der 3Des (Tripple-DES) schon in sich aus einer Kaskadierung von drei DES Algorithmen besteht:

    3DES = DES(DES(DES(text,key1),key2),key3)

    Allerdings ist hier zu bemerken, das der mittlere Baustein eine Entschlüsselung ist. Der 3DES arbeitet nämlich üblicherweise im EDE-Modus: encryption – decryption – encryption.

    Wieso? Nunja, der DES hat eine effektive Schlüssellänge von 56 Bit und diese wurde durch das Verwenden von drei unabhängiger Schlüssel auf 168 Bit vergrößert.

    Die große Frage ist nun: ist das Brechen einer kaskadierten Verschlüsselung schwieriger, als das einer einzelnen. Die Antwort ist simpel: JAIN.

    Ein Beispiel: Wir definieren eine Verschlüsselung E und E‘ wobei E‘ = E^-1 also: E‘ ist die inverse von E. Wir verschlüsseln im ECB Modus, B entspricht dem ersten Block:

    E'(E(B,key1),key1) = B

    Wir erhalten also nun nach dieser doppelten Verschlüsselung, den Ausgangsblock. Nun würde jeder dagegen halten, das bei einer Kaskadierung unabhänige Schlüssel verwendet werden. Das ist richtig. aber es gibt noch andere Probleme. Z.B. nehmen wir eine additive Chiffre, dann verschlüsselt wir mit:

    c = (p+k) mod m

    Das p entspricht dem Plaintextzeichen, das k dem Schlüssel und das m der Länge des Alphabets. Nun kaskadieren wir diese Chiffre:

    c = (((p+k1) mod m) + k2) mod m

    an dieser Stelle darf das innere „mod m“ entfernt werden, ohne das sich dabei die Gleichung ändert:

    c = (p+k1+k2) mod m

    Und nun definieren wir ein k=(k1+k2):

    c= (p+k) mod m

    Wer hat’s gemerkt? Es handelt sich dabei um die ursprüngliche additive Chiffre. Wir haben also an dieser Stelle nichts gewonnen. Das liegt daran, das hier „Strukturgleichheit“ herrscht. Die Kaskadierung der gleichen Chiffre führt unter Umständen also nur dazu, das der Schlüssel sich ändert.

    So ganz genau weiß man nicht, ob es sinnvoll ist, zwei konkrete Chiffren zu kaskadieren. Es könnte sich herausstellen, das es einfacher ist ein AES+Blowfish zu entschlüsseln, als lediglich ein AES, wenn sich der Blowfish invers verhält. Zugegeben, ist dies sehr unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich.

    Im Allgemeinen sagt man, das die Kaskadierung mindestens so sicher ist, wie die erste Chiffre der Kette. Es ist sehr wahrscheinlich das eine Kaskadierung mit verschiedenen Schlüsseln eine größere Sicherheit bietet, es ist allerdings nicht bewiesen.

  • Cryptool

    Jajaja ich weiß, es wäre mal wieder Zeit für etwas Neues. Und ich verspreche auch innerhalb der nächsten Zeit noch etwas Interessantes zu berichten. Zwischendurch jedoch, wie bei Privatanbietern üblich, etwas Werbung.

    Und zwar bin ich auf folgende Webseite gestoßen: http://www.cryptool.de/

    Was ist das? Das wusste ich zunächst auch nicht; der Name verspricht jedoch viel. Also habe ich es mir genauer angeschaut und wurde nicht enttäucht. Hierbei beziehe ich mich auf die aktuelle stable Version 1.4.21. Selbiges wird zunächst installiert und nach dem Start fühlt man sich leicht in das Jahr 1999 zurück versetzt. Aber hier geht es ja nicht um Design, sondern um die Technik bzw. die Möglichkeiten dahinter und die sind sehr erstaunlich. Es erscheint ein Textfenster mit einem Willkommenstext. Seinen angeborenen Instinkt diesen möglichst schnell zu schließen sollte man an dieser Stelle unterdrücken, denn mit wenigen Handgriffen im Menü können wir daraus beachtliches zaubern. Ein Beispiel: wir wählen eine klassische symmetrische Chiffre, den Caesar (sollte mittlerweile bekannt sein), woraufhin sich ein Dialog mit weiteren Eingabemöglichkeiten öffnet. Hier lässt sich nun das Delta, also der Schlüssel, wählen. Wahlweise auch ROT13 was nunmal nichts anderes als ein Caesar mit Schlüssel 13 auf einem 26 stelligen Alphabet ist. Sobald die Konfiguration abgeschlossen ist, öffnet sich neben dem Willkommenstext ein zweites Fenster mit dem gewünschten verschlüsselten Inhalt.

    Aber dem ist nicht genug. Wir können mit sehr wenig Aufwand auch moderne Chiffren wie z.B. den AES oder eine Hashfunktion z.B. MD5 wählen. Es ist auch möglich den Text mit einem Eigenen oder neu erstellten Zertifikat zu signieren. Es enthält auch viele kleine Demos, um die Funktionsweise einiger Verfahren zu verdeutlichen. Allerdings gibt es bei der modernen Kryptographie eben die Grundsätze der guten Diffusion und Konfusion. Letzteres zeigt sich nunmal auch bei der besten Demo.

    Alles in allem sehr viele Möglichkeiten, also schaut es euch mal an.

    Zur 2.0 Beta des Tools: wer hier nur hübchere Bedienoberflächen erwartet, irrt sich gewaltig. Natürlich wurde auch daran gearbeitet, allerdings handelt es sich hierbei (im Gegensatz zum Vorgänger) um einen Kryptobaukasten. Um die oben geschilderte Caesar-Verschlüsselung auch hier zu wiederholen, muss objektorientiert vorgegangen werden. Man nehme:

    • 1 Textbaustein zur Dateneingabe
    • 1 Baustein „Caesar“
    • 1 Textbaustein zur Datenausgabe bzw. Anzeige

    Diese werden in geeigneter Weise verbunden und erhält das gleiche Ergebnis wie oben geschildert. Nun wird wohl sicherlich der Einwand kommen, das dies ziemlich kompliziert ist… und dieser ist auch berechtigt. Allerdings lasses sich hierdurch sehr komplexe Mechanismen erstellen und analysieren. Es ist ein mächtiges Tool und wie alle Werkzeuge dieser Art nunmal etwas unhandlich für die kleinen Dinge.

    Zum professionellen Arbeiten, ist die 2.0 der alten Version weit überlegen, auch wenn einige Funktionen noch nicht fertiggestellt sind. Auch sehr empfehlenswert.