Hallo zusammen,
nach den kürzlichen Vorfällen hat das BKA ein Poster zum Thema Darknet verbreitet, was ich als Bildzitat hier zeigen möchte.
Das BKA klassifiziert dabei das „Surface Web“ als das, was über Suchmaschinen gefunden werden kann. Das „Deep Web“ als das, was nicht gefunden werden kann, da es z.B. zugriffsbeschränkt ist. Es folgt, dass das „Darknet“ ein Teil dieser zugriffsbeschränkten Menge sein muss. Ich sehe dies zwar als technisch fragwürdig an, lasse es aber zur Vereinfachung mal so stehen.
Da ich mich im letzten Jahr viel mit der Messung von Web-Tracking beschäftigt habe, war ich bei diesem Bild sehr verblüfft, da ich mir kein Verfahren vorstellen kann, das zugriffsbeschränkte Internet (Deep Web) zu quantifizieren. Allein die Kriterien fallen mir schon schwer, denn es gibt z.B. auch Webseiten, die nur über IPv6 und nicht über IPv4 erreichbar sind. Ist das dann auch Deep Web? Da brauchte ich einfach mehr Informationen.
Auf kritische Nachfrage von netzpolitik.org wurde bekannt, dass die vom BKA verwendete Datenbasis eine Studie aus dem Jahr 2003 ist. Diese ist sehr umfangreich aber, wenn man nach „Deep Web“ sucht, findet sich folgendes:
Note that we were only able to sample the “surface web”—the static, publicly available web pages which represent a relatively small portion of the entire Web. We were not able to download or measure the dynamic, database-driven websites which comprise the “deep web.” As quantified in a landmark study by BrightPlanet in 2000, the “deep Web” is perhaps 400 to 550 times larger than the information on the “surface.”[…]Note that the Web consists of the surface web (fixed web pages) and what Bright Planet calls the deep web (the database driven websites that create web pages on demand).
Es geht also nicht um zugriffsbeschränkte Webseiten, sondern (auch) um dynamisch generierte. Klar: Wenn man z.B. das Auskunftssystem der Deutschen Bahn betrachtet, ist die Datenbasis deutlich größer als das, was man auf der Hauptseite sieht. Hat mit Zugriffsbeschränkung jedoch nichts zu tun. Darüber hinaus, wie im Dokument angegeben, wird die Größe nur geschätzt. Das ist auch verständlich, denn etwas, dass nicht sichtbar ist, kann man nicht messen. Dass die Schätzung so weit in der Vergangenheit liegt, macht es dann auch nicht mehr viel schlimmer.
Auch wenn mir die Polizei grundsätzlich sympathisch ist, finde ich diese „Panikmache“ auf Basis fehlerhaft interpretierter Informationen sehr schade. Ich hoffe wirklich, es war nur ein handwerklicher Fehler.