Archiv des Autors: Tim

Cluedo und Informatik

Ausnahmsweise mal etwas, was nichts mit Kryptographie und IT-Sicherheit zu tun hat.

Während einem Spiel Cluedo, bei dem es darum geht mittels eigenen (eigene Karten) und fremde Informationen (fremde Karten) auf neue Informationen (Lösungskarten) zu schließen, habe ich mir die Frage gestellt, in wie fern die Informatik einem an dieser Stelle helfen kann. Zunächst eine Spielbeschreibung von Wikipedia.de:

Auf dem Spielplan ist der Grundriss eines Hauses mit neun Räumen und dem Flur dargestellt. In diesem Haus ist Dr. Schwarz (auch Graf Eutin) ermordet worden und alle Mitspieler übernehmen im Verlaufe des Spiels die Rolle eines Detektivs. Am Anfang wird von jedem Kartenstapel der Verdächtigen, Mordwerkzeuge und Mordzimmer jeweils eine Karte verdeckt gezogen. Diese gilt es im Laufe des Spiels zu ermitteln. Alle übrigen Karten werden an die Mitspieler verteilt. Diese können nun durch geschickte kombinierte Verdächtigungen, die sie immer den anderen Mitspielern vortragen, erfahren, welche Karte diese besitzen. Dadurch muss jeder auf den korrekten Mörder, die Tatwaffe und den Tatort Rückschlüsse ziehen. Wer zuerst diese drei Fragen richtig beantworten kann, hat gewonnen. Wer allerdings eine falsche Anklage erhebt, scheidet aus. Es existieren mit sechs Verdächtigen, sechs Tatwaffen und neun Räumen insgesamt 324 verschiedene Lösungskombinationen.

Die Anzahl der Möglichkeiten ist also die Mächtigkeit aus dem Kreuzprodukt: Verdächtige (Täter) x Waffen x Räume. Bei 3 Spielern erhält jeder Spieler 6 Karten auf die Hand (3*6+3). Je nachdem von welchem Typ diese Karte sind, verringert sich die Lösungsmenge zunächst. Nun hat jeder Spieler das Ziel, diese Menge auf 1 zu reduzieren, indem er anderen Spielern Fragen stellt (Täter – Waffe – Raum). Sofern der nächste Spieler in der Runde eine (oder mehrere) dieser genanntne Karten besitzt, muss sie, allerdings im Verborgenen, dem Fragesteller gezeigt werden. Damit kann dieser die mögliche Lösungsmenge weiter vermindern.
(1) Diese Menge mit Hilfe der eigenen Karte und die Karten, die einem von anderen gezeigt worden sind zu reduzieren ist vergleichsweise einfach bzw. müssen nur von der Liste gestrichen werden.
Kritischer ist die Einschränkung durch Kommunikation der anderen Spieler untereinander (2). Fragt beispielsweise Spieler B nach 3 Karten und zeigt Spieler C eine dieser, ist zunächst nicht bekannt welche, außer ich besitze konkrete Informationen über 2 dieser 3 Karten und kann ausschließen, dass eine dieser vorgezeigt wurde. Kann ein Spieler auf eine Anfrage nicht antworten (3), ist dies erneut eine wichtige Information, denn wenn bekannt ist, dass alle Spieler eine Karte nicht besitzen, ist dies die gesuchte Gewinnkarte.

Es ist allerdings nur sehr schwer möglich ALLE Informationen auf einem kleinen Zettel durch Striche, Kreise und Pfeile zu notieren. Insbesondere die Auswertung fällt sehr schwer. Deshalb übergehen viele Spieler einfach Informationen welche sie zunächst nicht direkt in eindeutige Informationen umwandeln können. Lässt sich also aus einer Handlung (Spieler B zeigt Spieler C eine unbekannte Karte) nicht direkt eindeutig verarbeiten (Spieler B besitzt Karte X), wird diese Information nicht weiter notiert. Dies ist natürlich ein Fehler welcher durch die Informatik korrigiert werden soll. Daher habe ich ein 4-Tupel zur Speicherung jeder Information gewählt, welche sich aus Täter (Verdächtiger), Waffe, Raum und dem Spieler der darauf antworten konnte, zusammensetzt. Aufgrund der vorherigen Informationen und jener, die erst im weiteren Verlauf des Spiels gewonnen werden, lässt sich unter Umständen (in manchen Fällen auch nachträglich) ermitteln, um welche Karte es sich dabei gehandelt hat. Wie diese Informationsmengen (Eindeutige Karten, Mehrdeutige Karten (siehe Beispiel), Negationale Karten (falls jemand nicht Antworten kann)) zu verarbeiten sind, habe ich in einem PDF zusammengefasst. Es enthält durchaus noch einige Fehler und ist auch nicht als wissenschaftliche Veröffentlichung anzusehen – ist ist mehr eine Skizze aus der noch weiteres entstehen kann.

Hier das PDF:
http://www.cryptblog.de/cluedo1.pdf

Ich habe das Ganze auch in Java programmiert und einem Praxistest unterzogen. Dabei hat es sich durchaus bewährt – wobei die Leistung nur schwierig einzuschätzen ist, da Glück ein wichtiger Bestandteil dieses Spiels ist.
Es handelt sich dabei allerdings AUSSCHLIESSLICH um die Aufarbeitung und Auswertung bekannter Informationen. Der Algorithmus bietet keinen dominanten Lösungsweg durch das Spiel bzw. stellt (noch) nicht Fragen an andere Spieler. Dies wäre eine Arbeit, die darauf aufsetzen könnte.

Zufällige Entscheidungen

Hallo zusammen,

vor kurzem hatten ein Kommilitone und ich ein Problem. Wir wollten (über das Internet) ausknobeln, wer von uns mit dem Auto fahren muss und wer dafür Alkohol trinken kann. Ein Schnick-Schnack-Schnuck über das Internet sozusagen. Beide hatten wir nach einer Lösung für dieses Problem gesucht jedoch keine wirklich gute gefunden. Zuletzt entschieden wir uns dazu, es über die Anzahl der Heise.de-News des nächsten Tages zu bestimmen. Je nachdem ob es eine gerade oder ungerade Anzahl ist, muss der eine oder der andere.

Die Frage ist also, ob es dafür bessere Lösungen gibt. Mit Hilfe einer dritten, unabhängigen Instanz sollte dies nicht so schwierig sein, einige Lösungsbeispiele habe ich dafür mal ausgearbeitet:

Beide Parteien könnten mit einem Client auf einen Server verbinden. Sobald alle verbunden sind, gibt dieser eine zufällige Zahl aus. So hat man, synchronisiert, allen Teilnehmern dieses Ereignis zugänglich gemacht.

Oder man könnte eine Webseite bereitstellen, die alle 5 Minuten eine zufällige Zahl ausgibt. So könnten beide Parteien Vermutungen über die nächste Ausgabe treffen und diesbezüglich eine Entscheidung finden. Um dieses Beispiel zu verdeutlichen habe ich diese Webseite angefertigt: http://www.cryptblog.de/random.php.

Eine weitere Möglichkeit wären Kryptogramme eines Servers: Partei A bezieht ein aktuelles Kryptogramm von einem Server, welches eine verschlüsselte Zahl enthält. Er übergibt das Kryptogramm der Partei B und beide einigen sich darauf, welche Entscheidung bei einer geraden/ungeraden getroffen wird. Die Entschlüsselung ist allerdings erst später (~5 Minuten) möglich. Ich denke allerdings, dass diese Lösung unnötig kompliziert ist und kaum einen Vorteil gegenüber den anderen besitzt.

Aber nun die Frage: ist es möglich eine solche Entscheidung zu treffen, ohne dass ein Dritter (Server) beteiligt ist? Meine Antwort darauf ist JA. Folgendes Verfahren habe ich mir überlegt:

Sowohl A, als auch B, denken sich eine möglichst große zufällige Zahl (a und b) aus. Mit Hilfe einer Webseite, die hier lediglich als „Taschenrechner“ dient, berechnen A und B jeweils einen Hash (Fingerabdruck, beispielsweise MD5) ihrer Zahl, also z.B. H(a) und H(b). Über ein beliebiges Kommunikationsmedium kann nun dieser Hashwert ausgetauscht werden. Außerdem müssen sich A und B jeweils für eine gerade oder ungerade Zahl entscheiden. Durch diesen Austausch, haben sich beide auch damit einverstanden erklärt, dieses Verfahren zu nutzen. Nachdem also Hashwerte ausgetauscht sind, ist jeder im Besitz seiner eigenen Zahl und einem Fingerabdruck der Zahl des anderen.

Jetzt kann jeder seine Zahl dem anderen nennen, ob nun A oder B zuerst ist egal. Beide Zahlen werden miteinander addiert, also m = a + b berechnet, und je nachdem ob diese Zahl gerade oder ungerade ist, fällt die Entscheidung für A oder B aus. Aufgrund des vorherigen Austausch der Hashwerte, ist ein nachträgliches ändern der Zahl nicht möglich bzw. A und B können die Aussagen des anderen verifizieren.

Um dieses Beispiel zu verdeutlichen, existiert eine neue Sektion und ein Script um die Durchführung zu vereinfachen: http://cryptblog.de/muenzwurf/.

Nochmal grob zusammengefasst:

zufallprotokoll
A prüft H(b)=H(b‘), B prüft H(a)=H(a‘). Sofern beides wahr, kann von a’=a und b’=b ausgegangen werden.
Beide berechnen m = a+b.

Mittels diesem Protokoll hat jeder Teilnehmer eine 50% Chance zu gewinnen:

geradeungerade

In der Anwendung ist folgendes zu beachten:

Die Hashfunktion sollte einigermaßen sicher sein und um Rainbowtables entgegenzuwirken, sollten die Zahlen möglichst groß sein. Sofern dies erfüllt ist, können auch JavaScript Lösungen zum berechnen verwendet werden, wie z.B. http://aktuell.de.selfhtml.org/artikel/javascript/md5/ .

Nachtrag:
Grundsätzlich kann man dieses System auch, leicht modifiziert, für das bekannte Stein-Schere-Papier einsetzen, indem ein Hash von Stein|Zufallszahl, Schere|Zufallszahl oder Papier|Zufallszahl gebildet und später ausgetauscht wird. Das macht die vorherige Absprache ob gerade oder ungerade unnötig.

ITS-Quiz für Zwischendurch

Hallo,

es handelt es sich um Protokollsicherheit in Verbindung mit asymmetrischer Verschlüsselung. In diesem Szenario möchte die Partei A eine geheime Information an Partei B senden. A besitzt den geheimen Schlüssel zum öffentlichen Schlüssel PK_A, und B äquivalent PK_B. Hierbei wird folgendes Protokoll verwendet:

(1) A –> B:     (A, E(PK_B, A|M), B)
(2) B –> A:     (B, E(PK_A, A|M), A)

also: (Absender, Nachricht, Empfänger) wobei Nachricht = Absender|Information.

Schritt für Schritt: A sendet an B eine Nachricht, diese besteht aus

  • dem Absender (A),
  • dem asymmetrisch verschlüsselten Text M wobei dieser noch mit  und dem Absender verbunden wurde (A|M),
  • dem Empfänger (B).

daraufhin bestätigt B den Erhalt der Nachricht durch:

  • den Empfänger (B),
  • die exakt identische Nachricht, diesmal allerdings mit dem öffentlichen Schlüssel des ursprünglichen Absenders – also des neuen Empfängers (PK_A) verschlüsselt,
  • den Absender der usprünglichen Nachricht (A).

E(PK_X, M) ist die asymmetrische Verschlüsselung, z.B. RSA, mit Hilfe des öffentlichen Schlüssels X, im obrigen Beispiel also jeweils des Empfängers. Das Ganze etwas anders ausgedrückt: Die Partei A sendet eine Nachricht an B, wobei diese mit dem öffentlichen Schlüssel des Empfängers verschlüsselt wurde und außerdem auch den Absender enthält.

Im Zuge einer Umstellung wurde das Protokoll abgeändert auf:

A –> B:     (A, E(PK_B, M), B)
B –> A:     (B, E(PK_A, M), A)  (Bestätigung)

Der Unterschied: der Absender ist hier nun nicht mehr innerhalb der verschlüsselten Nachricht enthalten.

Frage: ergibt sich daraus ein Problem? Wo ist der Unterschied bzw. gibt es überhaupt einen?

Auflösung Februar

Hallo liebe Gemeinde,

eine Vermutung wurde ja geäußert (siehe Kommentare). Dieser geht in die Richtung, den Klartext mit einem zufälligen Schlüssel zu chiffrieren und diesen wiederrum mit dem geheimen (ausgetauschten) zu verschlüsseln und an die Nachricht anzuhängen. Also: [E_tempkey(Text) | E_key(tempkey)]. Also ein ähnliches System wie bei den DLC-Containern.

Die Idee ist natürlich nicht schlecht, allerdings handelt es sich hierbei um etwas anderes. Und zwar gibt es in der Praxis verschiedene Betriebsmodi; um einige zu nennen: ECB, OFB, CFB. Und an dieser Stelle wurde der CBC „Cipher Block Chaining“ Modus verwendet. Was dies nun genau bedeutet ist etwas schwierig zu eklären, daher beschränke ich mich an dieser Stelle darauf den Unterschied zwischen dem simpelsten (ECB) darzustellen.

Beim ECB-Modus wird der Klartext in gleiche Stücke getrennt. Im Beitrag zur Bildverschlüsselung (http://cryptblog.de/2008/10/06/bildverschlusselung/) hatte ich dieses Verfahren bereits erläutert. Dort wurde

“Hallo, wie geht es dir  ”

in:

“Hallo, w”, “ie geht “, “es dir  ”

aufgeteilt. Jeder dieser Blöcke wird mit dem gleichen Key verschlüsselt und so erhalten wir am Ende wieder 3 Blöcke. Beispielhaft dargestellt:

“mdjwbcxg”, “ötüeoejd”, “ndkrdkdp”.

Angenommen ich ändere das „Hallo“ im Klartext in ein „Hello“, so würde sich nur der erste Block ändern, die anderen zwei blieben unberührt. Und um diesen Einfluss zu vergrößern gibt es die oben genannten Betriebsmodi. Ein Bild dazu aus Wikipedia zum CBC-Modus:

 cbc_encryption

Zunächst schwierig zu verstehen. Auf der linken Seite haben wir den sehr bekannten Initialisierungsvektor. Bei der Blowfish-Implementierung wird dieser einfach zufällig gewählt. Er wird mit dem Klartext verrechnet (XOR). Das Ergebnis daraus, wird verschlüsselt und ergibt den Chiffretext welches wiederrum auf den nächsten Klartextblock Einfluss nimmt. Durch diese Pfeile ist also zu sehen, dass der Vorgänger immer auf den unmittelbaren Nachfolger einwirkt.

Dadurch ergibt sich eine Kette: wird am Anfang eine Veränderung vorgenommen, ändert dies den kompletten restlichen Chiffretext. Und da, wie schon erwähnt, der IV gewürfelt wird, ergibt sich bei jeder Verschlüsselung einen anderen Chiffretext. Zur Entschlüsselung wird allerdings dieser Vektor benötigt, daher wird er einfach mitgeschickt. Aus dem Plaintext P wird also nicht nur ein Chiffretext C, sondern beinhaltet auch einen IV.

Verstanden sollte sein, dass diese „Block für Block“-Verschlüsselung Probleme bereiten kann und ein Betriebsmodus, wie der CBC, für noch mehr Einflussnahme des Klartextes sorgt.

„Sicher im Internet“

Ich möchte an dieser Stelle  nur kurz auf den neuen Bereich „Sicher im Internet“ hinweisen.  Es handelt sich dabei um einen Teil meiner Abschlussarbeit. 

Im Laufe der zunehmenden Verbreitung des Internetzugangs sind Anwender häufig damit überfordert die Gefahren richtig einzuschätzen, die im Umgang mit den neuen Medien entstehen können. Die Anzahl der Internetnutzer – sowohl geschäftlich als auch privat –  steigt kontinuierlich. Im Mai 2007 wurde festgestellt, dass bereits jeder 5. Mensch (1,23 Milliarden) daran teilnimmt.

Nach Untersuchungen des Antivirus-Herstellers „Kaspersky Lab“ ist jeder zehnte PC Teil eines Bot-Netzwerkes. Die Ursache liegt häufig in Fehleinschätzungen von E-Mail Dateianhängen oder heruntergeladenen Dateien aus dem Internet. Nur in seltenen Fällen sind sog. Exploits die Ursache, bei denen der Anwender keine Mitschuld trägt.

Probleme dieser Art lassen sich häufig schon durch Aufklärung vermeiden oder zumindest eindämmen. Informationsmaterial zu dem Thema PC–Sicherheit, welches auch für Laien verständlich und leicht zugänglich ist, soll dem Benutzer helfen Gefahren rechtzeitig zu erkennen. Innerhalb der Abschlussarbeit wurden verschiedene Gefahrenquellen analysiert und in geeigneter Weise aufgearbeitet.
Eine Quiz soll u. A. zur Wissensvermittlung dienen.

 >>> Hier geht es zum Quiz

Frage des Monats (Februar)

Nicht grade traditionsgemäß, aber um mal Abwechslung in den Cryptblog Alltag zu bringen.

Wir betrachten folgende Internetseite:
http://www.php-einfach.de/sonstiges_generator_blowfish_js.php

Der angezeigte Key wird zufällig ausgewürfelt und kann ähnlich wie der Klartext geändert werden, muss aber nicht. Danach besteht die Möglichkeit, die Eingabe zu verschlüsseln, worauf eine Ausgabe des verschlüsselten Textes im Base64 erfolgt. Mal als Eingabebeispiel:

Key: tsu15bdi
Klartext: test

Und nun? Jetzt kann mit dem „Verschlüsseln“-Button chiffriert werden. Um dies hier alles nachvollziehen zu können, sollte dies nun jeder einmal durchführen. Nun kommt das große „Problem“. Mit den oben genannten Daten ergibt sich:

AAtRZQALh6Bkp67o8pNUbg==

Wenn ich aber mehrmals den Button betätige, entsteht immer wieder etwas anderes:

AAUYzgALLpTtP2+zdG0O4A==
AAD+sgAJaAF/3D3mdFxHWw==
AA874gALmyCaU23yyjVKcQ==
AAHn2gAKE4mfFu4zg/muTQ==

Und es handelt sich dort jeweils um „test“. Jeder dieser Ergebnisse kann mit dem oben genannten Passwort auch wieder nach „test“ dechiffriert werden. Genaugenommen zu

„test    „

was 8 Zeichen mit jeweils 16 Bit = 128 Bit (Blockgröße) entspricht, dies allerdings nur am Rande.

Normalerweise geht man davon aus, das ein fester Klartext P mit dem festen Schlüssel K nur EIN eindeutiges Ergebnis zurückliefert, um das Entschlüsseln bzw. die Umkehrbarkeit eben möglich ist. Bei der einfachen (additiven) Cäsar Verschiebechiffre ist das ja ähnlich (Schlüssel 2):

A -> C
B -> D
C -> E

etc.

Das oben gezeigte verhält sich also so, als würde A (nach Verschlüsselung) sowohl zu C als auch zu D und E verschlüsselt werden. Und dies jeweils zufällig.

Frage: Wieso ist hier eine eindeutige Entschlüsselung möglich?

Neueröffnung nach Umzug

Hallo,

in verändertem Design, auf einem eigenen Server und mit eigener Domain präsentiert sich der cryptblog von Neuem. Innerhalb der nächsten Tage werde ich hier noch einige kleine Änderungen vornehmen, die wichtigsten Arbeiten sind allerdings erledigt.

DLC-Container

Zur Abwechslung mal wieder etwas aus der Praxis. Heute geht es um die mittlerweile verbreiteten DLC-Container. Für die Leute, die damit nichts anfangen können, zunächst eine Zusammenfassung.

Dieses System wurde entwickelt, um Links zu verschlüsseln bzw zu verdecken. Die Benutzer sollen fähig sein, Daten von Servern herunter zu laden, ohne sehen zu können wo diese nun genau liegen. Also eine Containerdatei die Text (Linklisten) enthält, aber nicht von dem Benutzer – zumindest nicht auf einfache Art und Weise – eingesehen werden soll. Der Sinn bzw. Zeck kann von jedem selbst nachgeforscht werden.

Etwas nicht sehen dürfen? Also eine Verschlüsselung. Die Frage ist allerdings, wie hält man etwas vor dem Benutzer geheim, welcher den Inhalt allerdings selbst benötigt. Kurz gesagt: das geht natürlich in der elektronischen Welt nicht. Es ist z.B. durch einen modifizierten Proxy oder das Mitschneiden des Netzwerkverkehrs trotzdem möglich die Links zu erhalten. Die Frage, die allerdings nun hier beantwortet werden soll: „ergibt das Ganze dann noch Sinn?“. Und die Antwort darauf ist erstaunlicherweise: Ja.

Zunächst wollen wir uns Schritt für Schritt dem System nähern. An dieser Stelle muss ich sagen, das obwohl dieses eigentlich Open Source und „Dokumentiert“ ist, es keine wirklich brauchbaren Informationen darüber gibt wie es umgesetzt wurde. Wahrscheinlich um zu verhindern das jemand Schwachstellen findet, wie es bei ähnlichen Systemen geschehen ist. So musste ich ziemlich alles selbst erarbeiten, allerdings denke ich, das meine Argumentation schlüssig ist.

Zuerst war das Wort.. oder die Datei. In diesem Fall der DLC-Container, welchen ich über ein Webinterface der Herstellerseite erstellt habe. Im Cryptool betrachte ich den Inhalt:

dlcbase641

Nun, dies ist offensichtlich kodiert. Ja – kodiert und nein, das ist (bisher) keine Verschlüsselung. Es handelt sich um die Base64 Kodierung, welche häufig in Protokollen oder beim Übertragen chiffrierter Daten verwendet wird. Informationen darüber finden sich an jeder Ecke; an dieser Stelle genügt es zu sagen, das wir diese verlustfrei dekodieren können:

dlcclear1

Auf den ersten Blick sieht es tatsächlich so aus, als ob es uns nichts Neues gebracht hätte.  Dann betrachten wir das Ende dieser Datei etwas genauer:

dlcclearend

Was ist hier zu sehen? Zunächst unlesbarer Text bei welchem es sich offensichtlich um verschlüsselten Inhalt handelt, dann ein Nullbyte (0000 0000), und dann, sehr unerwartet, erneut ein Base64. Dieser kann nun erneut dekodiert werden, wobei sich daraus (ähnlich wie oben) lediglich unlesbarer Inhalt ergibt.

Was ist das alles nun? Naja, im oberen Teil befinden sich offensichtlich die Hauptinformationen. Wie eine Signatur liegt dort nun eingebettet eine Zeichenkette, die Besonders zu sein scheint. Nun ist die Frage was man damit machen kann. Zuerst war die Vermutung das es sich dabei um ein asymmetrisch verschlüsseltes Passwort handelt. Allerdings müssten dann die Informationen zum dechiffrieren hartkodiert im Quelltext vorliegen womit das System (insbesondere bei einer Java Anwendung) sehr schnell geknackt wäre.

Nach längerem überlegen kam ich zu dem Entschluss, das es also nur 2 Möglichkeiten gibt: die Sache ist einfach nur sehr oberflächlich und daher „simpel“, oder wirklich clever. Vorweg, ich musste erfahren das letzteres zutrifft.

Um diesem Problem nun gegenüber zu treten, habe ich den verursachten Traffic der Anwendung mitgeschnitten: also mir angeschaut was das Programm von meinem Computer aus ins Internet sendet. Und siehe da, dort war die Lösung. Und zwar gibt es beim Verarbeiten der DLC-Datei einen Datenaustausch zwischen einem Server und der Anwendung. Zuerst schickt das Programm eine Anfrage an den Server, welcher wiederrum antwortet. Und was dort uA gesendet wird ist hier zu sehen:

etherreal

Erneut wird im Base64 eine Zeichenkette über den Äther geschickt. An dieser Stelle war ich der Verzweiflung nahe, da es sich hierbei erneut um einen String handelt, den ich vorher noch nicht gesehen hatte. Wieder stand ich vor einem Problem, dessen Lösung allerdings recht einfach war:

mitschnittbase641

Und zwar ist das die Base64 Zeichenkette aus der DLC-Datei, erneut in einen Base64 eingepackt. Dies ergibt eigentlich keinen Sinn und scheint eher ein „Fehler“ zu sein bzw. Faulheit der Programmierer. Egal, es ist nun nachgewiesen das diese „besondere“ Signatur zum Server gesendet wird. Nach dieser Anfrage, antwortet der Server mit einer Base64 Zeichenkette (FVZ+8D1u+4Tey+5pSkwNP+SgUTaGXGlRt8kMywjdEkM=), die ich schonmal für uns im Cryptool ausgepackt habe:

passwort

Damit ist der Beweis erbracht. In der Datei ist eine Zeichkette enthalten, die nur vom Server entschlüsselt werden kann und das Passwort enthält, mit welchem die Datei vom Programm nutzbar gemacht werden kann. Wieso? Nunja, wir betrachten das letzte Bild, also die Antwort vom Server nach unserer Anfrage. Es handelt sich dabei um ganz exakt 256 Bit. Die typische Länge für z.B. einen AES256. Es kann an dieser Stelle kein asymmetrischen Verfahren verwendet worden sein, da dieses niemals unter 1024 Bit lang wäre. Es ist also sehr wahrscheinlich das hier der Schlüssel dirkt oder zumindest teilweise enthalten ist.

Nach dem was hier zu sehen war, funktioniert das System meiner Meinung nach so: möchte der Benutzer eine DLC-Datei auswerten, läd er diese in das entsprechende Programm. Da der Inhalt verschlüsselt ist, kann die Anwendung damit zunächst nichts anfangen. Innerhalb der Datei befindet sich allerdings das (verschlüsselte) Passwort zum entschlüsseln der Daten, welches jedoch nur vom Betreiber entschlüsselt werden kann. Die Applikation sendet also dieses verschlüsselte Passwort zum DLC-Server, welches die entschlüsselte Version zurückliefert. Damit kann der Inhalt dechiffriert werden kann. Nochmal zusammengefasst:

  1. das Öffnen der DLC-Datei mit dem Programm,
  2. die Anwendung sendet das verschlüsselte Passwort zum Server des Betreibers,
  3. der Betreiber dechiffriert dieses und sendet das entschlüsselte Passwort zurück,
  4. mit diesem Passwort kann der Inhalt dechiffriert werden und die Links „liegen offen“.

Wofür das Ganze? Der Betreiber kann auf diese Art und Weise kontrollieren, wer (von welcher IP-Adresse) wie häufig eine Datei entschlüsseln möchte. Der Sinn ist zu verhindern, das jemand große Mengen dieser Container entschlüsselt und damit die Links alle freilegt. Ohne Zusammenarbeit mit dem Server ist das entschlüsseln dieser Dateien bzw.der dort enthaltenen Links nicht möglich.

Insgesamt halte ich dieses System für ganz gelungen. Unter Umständen werde ich in einem separaten Eintrag noch einige Anmerkungen dazu machen.

Kaskadierung

Als Kaskadierung wird das Hintereinanderschalten mehrerer Systeme, in diesem Fall Kryptoalgorithmen, bezeichnet. Ein Beispiel:

AES(3DES(Blowfish(„Hallo“,key1),key2),key3)

Wobei key1 != key2 != key3 ist. Der erste Parameter ist der zu verschlüsselnde Text, der zweite der Schlüssel.

Das bemerkenswerte an diesem Beispiel ist, das der 3Des (Tripple-DES) schon in sich aus einer Kaskadierung von drei DES Algorithmen besteht:

3DES = DES(DES(DES(text,key1),key2),key3)

Allerdings ist hier zu bemerken, das der mittlere Baustein eine Entschlüsselung ist. Der 3DES arbeitet nämlich üblicherweise im EDE-Modus: encryption – decryption – encryption.

Wieso? Nunja, der DES hat eine effektive Schlüssellänge von 56 Bit und diese wurde durch das Verwenden von drei unabhängiger Schlüssel auf 168 Bit vergrößert.

Die große Frage ist nun: ist das Brechen einer kaskadierten Verschlüsselung schwieriger, als das einer einzelnen. Die Antwort ist simpel: JAIN.

Ein Beispiel: Wir definieren eine Verschlüsselung E und E‘ wobei E‘ = E^-1 also: E‘ ist die inverse von E. Wir verschlüsseln im ECB Modus, B entspricht dem ersten Block:

E'(E(B,key1),key1) = B

Wir erhalten also nun nach dieser doppelten Verschlüsselung, den Ausgangsblock. Nun würde jeder dagegen halten, das bei einer Kaskadierung unabhänige Schlüssel verwendet werden. Das ist richtig. aber es gibt noch andere Probleme. Z.B. nehmen wir eine additive Chiffre, dann verschlüsselt wir mit:

c = (p+k) mod m

Das p entspricht dem Plaintextzeichen, das k dem Schlüssel und das m der Länge des Alphabets. Nun kaskadieren wir diese Chiffre:

c = (((p+k1) mod m) + k2) mod m

an dieser Stelle darf das innere „mod m“ entfernt werden, ohne das sich dabei die Gleichung ändert:

c = (p+k1+k2) mod m

Und nun definieren wir ein k=(k1+k2):

c= (p+k) mod m

Wer hat’s gemerkt? Es handelt sich dabei um die ursprüngliche additive Chiffre. Wir haben also an dieser Stelle nichts gewonnen. Das liegt daran, das hier „Strukturgleichheit“ herrscht. Die Kaskadierung der gleichen Chiffre führt unter Umständen also nur dazu, das der Schlüssel sich ändert.

So ganz genau weiß man nicht, ob es sinnvoll ist, zwei konkrete Chiffren zu kaskadieren. Es könnte sich herausstellen, das es einfacher ist ein AES+Blowfish zu entschlüsseln, als lediglich ein AES, wenn sich der Blowfish invers verhält. Zugegeben, ist dies sehr unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich.

Im Allgemeinen sagt man, das die Kaskadierung mindestens so sicher ist, wie die erste Chiffre der Kette. Es ist sehr wahrscheinlich das eine Kaskadierung mit verschiedenen Schlüsseln eine größere Sicherheit bietet, es ist allerdings nicht bewiesen.