Hallo zusammen,
was macht man an einem Feiertag mit schönem Wetter üblicherweise? Richtig, man sieht sich den vom BSI veröffentlichten Bericht zur Lage der IT-Sicherheit in Deutschland 2015 an! Man muss vorab schon mal sagen, dass der Bericht sehr schön ausgestaltet ist – sowohl optisch, als auch inhaltlich.
Mein persönliches Highlight war der Abschnitt über den Cyber-Angriff auf den Deutschen Bundestag. Nach der Aussage im Dokument wurde dabei nach der „klassischen APT-Methode“ vorgegangen. APT (Advanced Persistent Threat) ist ein Sammelbegriff für professionelle/gezielte Angriffe. Es gibt jedoch keine klare Abgrenzung zu „einfachen“ Angriffen, sondern wird eher über Beispiele definiert: Stuxnet war ein APT – eine Ransomware im Krankenhaus ist kein APT. Durch diese Verknüpfung mit besonders kritischen Beispielen zuckt jeder IT-Verantwortliche innerlich zusammen, wenn er von einem APT hört.
Das Vorgehen der Angreifer wird auf Seite 26 beschrieben und kann so zusammengefasst werden:
- Einzelne Arbeitsplatzrechner wurden infiziert.
- Tools wurden nachgeladen.
- Backdoors wurden installiert, sowie weitere Schadprogramme und Keylogger.
- E-Mail-Postfächer wurden sich angesehen.
Mit anderen Worten: Ein Angreifer erlangt unberechtigt Zugriff, installiert sich weitere Software auf dem System und schaut anschließend was es noch alles gibt.
Man kann natürlich nicht widerlegen, dass es ein gezielter Angriff sein könnte. Ich bezweifle nur ein wenig die Argumentation dafür im Dokument, Zitat:
„Bei der Ausbreitung im internen Netz („Lateral Movement“) setzen die Angreifer auf gängige Methoden und öffentlich verfügbare Tools, wie sie auch von weniger professionellen Tätern verwendet werden. Dies kann dadurch begründet sein, dass man eine Zuordnung des Angriffs erschweren wollte.“
Es war also deshalb ein APT, weil es nicht aussieht wie ein APT. Gut, die Informationen sind hier auch sehr knapp gehalten. Aber ich habe trotzdem die Spur eines Verdachts, dass hier auch politischen Gründe im Spiel waren: Da einfache Angriffe auf einer so kritischen Infrastruktur ja grundsätzlich ausgeschlossen sind, muss es ein professioneller gewesen sein.
Weiteres aus dem Bericht FYI:
- Schwachstellen. Abbildung 2 (Seite 10) zeigt eine Auflistung von verbreiteten Softwareprodukten und deren Schwachstellen im Jahr 2015. Wenig überraschend ist Flash mal wieder auf Platz 1. Platz 9 wird euch sicher überraschen … Java. Aus der Hardware-Ecke wird ein Angriff vom Juli 2015 beschrieben, welche über ein USB-Stick eine Fernsteuerung des Rechners durch das Intel-Management-System (vPro) ermöglicht.
- Kryptographie. Hier gab es im Jahr 2015 wohl wenig Neues (zumindest aus Sicht des BSI). Erwähnt werden die Angriffe FREAK (SSL/TLS) und Logjam.
- Ransomware im Krankenhaus. Das kennen wir natürlich schon. Immerhin wird der Angriff, wie von mir auch, als „heute Alltag“ eingestuft. Das Wort „Cyber-Kriminelle“ hätte man sich jedoch auch sparen können.
- Social Engineering per Telefon. Auch in meinem erweiterten Bekanntenkreis ist jemand Opfer von einem „Microsoftmitarbeiter“ geworden, der den naiven Nutzer zur Installation von Fernwartungssoftware aufgefordert hat.
- Statistiken zu Spam und Botnetzen.
- Eine Drive-by-Exploit Übersicht (Abbildung 10, Seite 32) hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt in einer Zeitleiste die kritischen Exploits und die ausgenutzte Schwachstelle (CVE).
- Außerdem gibt es noch einen Ausflug ins neue IT-Sicherheitsgesetz, welches seit Mitte 2015 in Kraft ist.
Es gibt jedoch noch mehr, mal drüberblättern lohnt sich auf jeden Fall.